Die Fürstenstrasse Die Wettiner Grafschaften

Das sächsische Wappen 

von Olaf Vieweg



Vor einiger Zeit erreichte mich eine Anfrage bezüglich des Wappens Sachsens und der Grafen von Wettin. Die Entstehung und Vermehrung des Wappens des Herzog­tums Sachsen und der Familie der Grafen von Wettin sind aber zunächst zwei völlig verschiedene Themen, da die Herzogswürde von Sachsen mit der Kurwürde erst 1423 an die Wettiner kam.

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Die Wettiner


Wenden wir uns zunächst der Familie der Grafen von Wertin zu. Die Grafschaft Wettin lag nördlich von Halle auf der rechten Seite der Saale. Wahrscheinlich war sie schon früh eng mit der sie weitest­gehend umgebenden Markgrafschaft Landsberg verbunden, was für die spätere Wappenentwicklung ein wichtiger Aspekt ist. Das erste Wappen bei einem Wettiner begegnet uns bei Dietrich dem Bedräng-

ten in einem Reitersiegel, das er bis um 1200 führte und in dem er als Markgraf von Meißen bezeichnet wird. Es zeigt sechs Pfähle, die von einer Schildbordüre umgeben werden. Der Schildrand gehört zu den ältesten bekannten Wap­penminderungen für jün­gere Zweige einer Fami­lie und liegt in seiner Entstehung noch weiter zurück als Turnierkragen und ähnliches.


Sehen wir uns den Stammbaum der Wettiner an, fällt auf, daß Dietrich der Zweitgeborene war. Sein älterer Bruder Alb­recht regierte nur kurz und starb ca. fünf Jahre nach seinem Vater kinderlos. Mit der Übernahme des gesamten väterlichen Er­bes veränderte sich auch Dietrichs Wappen. Einige Zeit nach 1200 ließ er ein neues Siegel stechen; in diesem Reitersie­gel werden nur zwei Pfähle ohne Schildrand gezeigt. Dieses Wappen sollte, als nach dem Tod Heinrichs des Erlauch­ten (1288) die Grafschaft Wettin an das Erzstift Magdeburg kam, als Wappenbild für die Markgrafschaft Landsberg stehen. In der Siegelumschrift lautet der Titel aber wieder Markgraf von Meißen, da es zwi­schen 1200 und 1210 gestochen wurde und die offizielle Belehnung mit Lands­berg erst 1210 erfolgte. Die Farbe der Pfähle dieses Wappens war ursprünglich sehr wahrscheinlich nicht blau auf gold/gelb, sondern wie auf dem Quedlin­burger Wappenkästchen (Anfang 13. Jahr­hundert) zu sehen ist, schwarz auf gold/gelb. Dadurch lassen sich Rück­schlüsse auf die Vorgängerwappen herlei­ten (siehe Abb.). Die Auffassung, daß der Schildrand in Dietrichs Junggrafenwap­pen rot war, ist rein hypothetisch, wäre aber nach allem, was wir an Vergleichs­möglichkeiten aus dieser heraldisch frühen Zeit haben, am wahrscheinlichsten. Zu den ältesten und bedeutendsten Besit­zungen der Wettiner gehört zweifelsohne die Markgrafschaft Nieder-Lausitz. Das Wappen dieser Herrschaft finden wir in farbiger Fassung im Sachsenspiegel (Mitte 13. Jahrhundert). Es zeigt einen von blau auf gold/gelb fünfmal gespaltenen Schild.